NMA Hotlist 2023 - Edwin Rosen
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New Music 2023: Die Hotlist Edwin Rosen: „Die neue Düsterkeit“

09. Januar 2023, 23:42 Uhr

Junger Stuttgarter Skateboarder entdeckt die Liebe zum unterkühlten Post-Punk der frühen 80er und wird über Nacht zur Speerspitze eines neuen Wave-Hypes.

Wer einmal eher beiläufig und semi-interessiert auf einem Edwin Rosen-Konzert landet, der mag sich die Augen und Ohren reiben: singen da wirklich gerade alle Leute voller Inbrunst die Songs dieses schlürfig wirkenden Typen von vorn bis hinten mit? Selbst der Typ auf der Bühne scheint sein Glück noch nicht ganz fassen zu können, dass er mit seinen Songs die Menschen so zu packen kriegt. Von Anfang an hat die Erfolgsgeschichte des Edwin Rosen etwas magisch Märchenhaftes. Im Jahr 2020 - wir befinden uns mitten im Lockdown - lädt der junge Stuttgarter Skateboard-Aficionado und Musiker seinen ersten Track „leichter//kälter“ bei Spotify hoch. Und kurze Zeit später geht der minimal produzierte Song durch die Decke. Der Hype ist losgetreten.

Lange Zeit weiß man wenig über diesen Typen, der seine sehnsuchtsvollen und dunkelromantischen Texte in diesen extrem unterkühlten New-Wave- und Post-Punk-Sound der frühen achtziger Jahre kleidet. Und der seinem Sound irgendwann das catchy Label „neueneuedeutschewelle“ verpasst. Aber irgendwann endet zum Glück jeder Lockdown und so stellt sich auch dieser geheimnisvolle Edwin Rosen im Sommer 2021 erstmals live auf der Bühne seiner hungrigen Fanschar. Umso überraschter waren viele, dass sich hinter diesem so friedhofsaffin anmutenden Musiker mit sonorer Grabesstimme ein so knuffiger Sunnyboy verbirgt, der in jeder Vorabend-Soap den perfekten coolen Skaterboy-Statisten abgeben würde.

Was ich viel mitgenommen hab, ist diese Einfachheit, die in dieser Musik steckt. Dass die Texte nicht zu vollgepresst sind. Es muss nicht alles zehn Mal umschrieben sein. Sondern es reicht aus, wenn man einmal einen Satz hat und der sagt alles aus. Im Pop wird manchmal zu dick aufgetragen und Punk sagt man halt einfach, wie es ist.


Die Liebe zum unterkühlten, minimalistischen Sound der 80er Jahre entdeckt Edwin Rosen durch Skate-Videos, die mit Songs von New-Wave-Heroen wie The Cure oder New Ordner untermalt wurden. Von da an gräbt sich Edwin tief hinein in die musikalischen Schatzkisten der frühen Punk- und Wave-Bewegung. Das Destillat dieser vielen Einflüsse begeistert anno 2023 in Form von Edwin Rosens-Tracks wieder eine junge Generation. Und nicht wenige reiben sich immer noch verwundert die Augen.