Saskia ist aktiv bei Foodsharing
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Die SPUTNIKer am Nachmittag Ich werfe ja nicht gern Essen weg, aber...

11. Juli 2018, 11:43 Uhr

11 Millionen Tonnen Lebensmittel landen jährlich in Deutschland im Müll - Schluss damit! Die Initiative FOODSHARING will ein Zeichen gegen den Verschwendungswahn setzen. SPUTNIKerin Saskia macht seit drei Jahren mit und sagt euch, wie das geht.

11 Millionen Tonnen Lebensmittel landen in Deutschland jedes Jahr im Müll. Das sind Lebensmittel im Wert von 25 Milliarden Euro - eine Zahl, die man sich erstmal auf der Zunge zergehen lassen muss.

Es ist ziemlich leicht, die Schuld der Industrie in die Schuhe zu schieben. Klar, einen Heiligenschein trägt die sicher nicht. Aber auch jeder Einzelne von uns ist Teil dieser Wahnsinnssumme. Der Beweis: Nahrungsmittel im Wert von 200€ wirft jeder Deutsche im Schnitt jährlich - im wahrsten Sinne des Wortes - in den Müll.

Ich werfe ja nicht gern Essen weg, aber....

Vor etwas über drei Jahren bin ich zuhause ausgezogen - raus aus Hotel Mama und rein in die eigene Bude. Die ersten Male für sich allein einkaufen und kochen - und Schwups: Schon landeten die ersten Essensreste im Müll. Zwar mit moralischen Bauchschmerzen, aber was soll man schon tun? Das allgemeine Bla-Bla an Ausreden halt: "Ich dachte, das ess ich irgendwann schon noch." - "Oh, ich wusste gar nicht, dass das so schnell schlecht wird." oder "Beim nächsten Mal pass ich besser auf!". Na klar - träum weiter!

Saskia ist aktiv bei Foodsharing
Saskia ist aktiv beim Foodsharing Bildrechte: MDR SPUTNIK

Versteht mich nicht falsch, ich will niemandem unterstellen böswillig Nahrungsmittel vergammeln zu lassen! Es passiert halt manchmal einfach so, auch mir. Da schmeckt mir der Frischkäse, den ich unbedingt mal probieren wollte eben doch nicht und wenn ich mal wieder ausversehen für eine Großfamilie gekocht habe, will auch ich mich nicht eine Woche vom gleichen Gericht ernähren.

Ein anderer Klassiker: Ein langes Wochenende unterwegs und der erste Blick in den Kühlschrank bei der Rückkehr - Lecker! Und jedes Mal auf's Neue hatte ich ein schlechtes Gewissen... nicht nur wegen des Geldes, das dafür flöten gegangen ist. Auch der Umwelt wegen, meiner anscheinenden Konsumgeilheit und dem Gefühl, dass man der Würde von Lebensmitteln damit in den Allerswertesten tritt. Ich meine, was äußert mehr "Erste-Welt-Arroganz" als genießbare Nahrungsmittel in die Tonne zu kloppen? Wertschätzung von Ressourcen und Arbeit sieht anders aus.

Das soziale Netzwerk bietet die Lösung!

Durch Zufall hab ich dann auf Facebook von der öffentlichen Gruppe "Foodsharing Halle/Saale - Die Essensretter" erfahren - die gibt es übrigens nicht nur für Halle, sondern mittlerweile in ganz vielen verschiedenen Städten in Deutschland. Nachdem ich mir kurz angeschaut hatte, was da abgeht, war für mich klar: Coole Sache, mach ich! Denn Foodsharing hat dem Lebensmittel-Verschwendungswahn den Kampf angesagt. Und siehe da - das "soziale Netzwerk" kann ja wirklich sozial sein!

Über die Gruppe kann man Nahrungmittel, die man nicht mehr mag oder braucht, obwohl sie noch genießbar sind, entweder abgeben oder eben abholen. Das funktioniert ganz einfach: Das Essen fotografieren, Bild in die Gruppe laden, beschreiben, um was für Lebensmittel es sich handelt und warten, bis sich ein Essensretter bei dir meldet. Der holt sich seine Sachen dann bei dir ab oder ihr macht einen Treffpunkt aus, der beiden passt. Also egal, ob du lieber Essen anbietest oder ob du dir die Nahrungsmittel kostenlos von anderen holen magst - Foodsharing ist für alle da!