MDR SPUTNIK Deine Meinung – Ein Thema. Diskutiert. | Podcast Mit Freund*innen Schluss machen - Geht das?

Die meisten von uns mussten schon mal eine Trennung durchmachen – die Trennung vom Partner, von der Partnerin, von einem geliebten Familienmitglied oder vom Haustier. Doch dass wir uns aktiv von einem guten Kumpel trennen, der uns nicht mehr gut tut, kommt eher selten vor. Psychologin Muriel Böttger erklärt in dieser Folge, wie heilsam es sein kann, einen Schlussstrich unter eine toxische Freundschaft zu ziehen.

Wann ist eine Freundschaft toxisch und wie sollen wir sie beenden oder retten? Viele von uns lassen Freundschaften einschlafen. Aber das ist nicht unbedingt der beste Weg, sagt Psychologin Muriel Boettger. 26 min
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Toxische Beziehungen. Dieser Begriff ist in aller Munde. Gemeint sind damit meistens Partnerschaften, die uns nicht guttun. Die uns mehr Leid geben als Freude. Vielleicht sogar, ohne dass wir es merken. Beziehungen, aus denen wir uns befreien möchten, es aber möglicherweise aus eigener Kraft heraus nicht schaffen.

Toxische Beziehung vs. toxische Freundschaft

Muriel Böttger lächelt charmant.
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Wenn von toxischen Beziehungen die Rede ist, denken wir zunächst an Liebesbeziehungen, doch auch eine platonische Freundschaft kann toxisch sein. Aber woran merken wir überhaupt, dass uns eine soziale Bindung schadet? Marvin hakt nach bei Muriel Böttger. Muriel ist Psychologin, macht Coachings, Workshops und spricht auf Instagram und in ihrem eigenen Podcast „Share & Grow“ über positive Psychologie und gibt dort Tipps für ein starkes Mindset. Sie erklärt, wann in einer Beziehung bei uns die Alarmglocken angehen sollten.

Wenn ich das Gefühl habe, dass die Beziehung manipulativ stattfindet, also dass ich das Gefühl habe, ich bin dieser Person ständig etwas schuldig und ich muss aufpassen, was ich sage. Vielleicht kann ich von Treffen mit anderen Menschen nicht erzählen, weil ich denke, damit würde ich der Person vielleicht wehtun oder sie sauer machen.

Muriel Böttger, Psychologin

All das seien natürliche Zeichen, die uns zeigen können, dass in unserer Beziehung etwas nicht stimmt, sagt Muriel. Das gelte sowohl für Liebesbeziehungen als auch für Freundschaften. Allerdings gebe es auch Unterschiede zwischen den Beziehungsarten – vor allem in der Frage: Wo ziehen wir unsere Grenzen?

Während wir in einer monogamen Partnerschaft wissen, es wäre falsch, die Person sexuell zu betrügen, haben wir das in der Freundschaft nicht so genau. Das heißt: Wichtig ist, dass wir in Freundschaften den Rahmen definieren. Dass wir festlegen: Was ist mir wichtig als beste Freundin? Und, dass wir darüber sprechen.

Muriel Böttger, Psychologin

Doch was ist zu tun, wenn wir feststellen, dass es in unserer Freundschaft kriselt, oder dass sie gar manipulative Züge annimmt? Auch dann könne man sich an dem „gesellschaftlichen Skript“, das es für romantische Beziehungen gebe, bedienen, schlägt Muriel vor. Also erst mal: Reden!

Ich kann auf den Menschen zugehen und sagen: Pass mal auf, ich fühle mich gerade nicht so wohl in der Beziehung aufgrund folgender Punkte. Ich kann mir vorstellen, dass es dir ähnlich geht. Was auch immer das Problem ist: Wie können wir gemeinsam daran arbeiten?

Muriel Böttger, Psychologin

Wenn aber von der anderen Seite die Erkenntnis fehle, dass es schwierig ist, sei das wiederum ein Zeichen für eine toxische Beziehung, sagt die Psychologin, und dann sei es vollkommen legitim, auch eine Freundschaft zu beenden. Aber nur wie? Es komme darauf an, sagt Muriel.

Ist das eine Person, von der du dich leicht lösen kannst, die in deinem restlichen Leben nicht so viel Raum einnimmt? Und hast du wirklich das Gefühl, du möchtest keinen Kontakt mehr zu ihr? Dann ganz klar: Schluss machen mit anschließendem Kontaktabbruch! Wichtig ist aber, dass man trotzdem die Größe hat, seine Vorwürfe auszusprechen, damit die Person die Möglichkeit bekommt, sich weiterzuentwickeln.

Muriel Böttger, Psychologin

Wenn allerdings noch ein Rest von Hoffnung für die Freundschaft bestehe, dann sollten wir anders kommunizieren, rät Muriel. Erst das Gespräch suchen – „Ich möchte auf Abstand, weil ich die Hoffnung habe, dass uns das gut tut“ – dann Deadline setzen! Danach nochmal miteinander sprechen! So geben wir der Freundschaft eine neue Chance, wieder aufzublühen.

Und dann gebe es wiederum Fälle, in denen es auch völlig okay sein kann, eine Freundschaft ganz ohne klaren Cut auslaufen zu lassen. Worauf man dabei achten sollte, erklärt Muriel im Podcast. Dort erfährst du außerdem, wie wir es merken, wenn wir selbst der toxische Part einer Beziehung sind und wie wir aktiv dagegen vorgehen können.

Die Folge findest du übrigens nicht nur ganz oben auf dieser Seite, sondern auch auf allen gängigen Podcastplattformen – auf Spotify, in der ARD-Audiothek und Co. Viel Spaß beim Reinhören!